Morgenlauf
Eine extreme Stadt animiert zu extremen Aktionen. 6.00 Uhr wache ich nach nur 4 Stunden Schlaf auf und bin putzmunter. Also die Joggingsachen an, den Fotoapparat umgeschnallt und los geht es. Ich laufe in Richtung East River. In diesem Bereich von Brooklyn liegen an seinem Ufer Industriegrundstücke. Viele nicht einsehbar mit Zäunen. Ich laufe an einer Abfüllstation für Kraftstoff-Liefer-Trucks vorbei. Dann folgt ein Fuhrpark für Müllautos und darauf eine Seitenstraße an deren Ende man das Ufer sehen kann. Ich laufe hin und betrete das Gelände einer Speditionsfirma. Ich frage zwei Leute ob ich ein Foto machen kann. Sie verweisen mich an das Büro und zeigen mir die Tür. Ich klingle und werde eingelassen. Am Desk frage ich nach der Erlaubnis für meine Fotos. Ein kurzer Anruf. Gesuch abgelehnt. Ich gehe etwas geknickt wieder auf den Hof, da winkt einer der Arbeiter und zeigt auf einen älteren Mann und bedeutet mir, ich solle ihn fragen. Tatsächlich gestattet der Typ das ich fotografiere, nachdem er sich hat sagen lassen woran ich interessiert bin und warum.
Ich knipse und laufe weiter. Dann wieder eine Straße, die fast bis ans Ufer führt. Zwei Autos stehen vor so einer Art Elektroumspannhäuschen. Ich stehe ganz vorn und will schon Fotos machen, da klettern vier Latinos auf der Ufermauer um einen Wellblechzaun und kommen auf mich zu. Ich wünsche freundlich guten Morgen und einer von den Vieren grüßt zurück. Ich mache meine Fotos und als ich in Richtung Uferstrasse zurückjogge sehe ich einen Schlafplatz aus einer Matratze alten Decken und schludrig darübergespannten Plastikplanen.

shadowman

Weiter in Richtung Williamsburgh Bridge. Es ist eine überwältigende Brücke. Autos, die Subwayzüge, Fahrradfahrer und Fußgänger, alles darf nach Manhatten. Als auch ich drüben bin laufe ich in Richtung Manhattan Bridge, die nächst folgende in Richtung Financial District.

Ich laufe durch Chinatown. Irre wie plötzlich nicht nur englische sondern zum teil gar nur chinesiche Beschriftungen zu sehen sind. Und überall fahren die Schoolbusses herum.Ich überquere die Manhattan Bridge nicht ohne Bilder von der Brooklyn Bridge und Manhattan zu machen. Wieder auf der anderen Seite geht es zum Fuss der Brooklyn Bridge.
Ein langer Strom Autos ergießt sich in Richtung Manhattan. Dann entdecke ich am Ufer zu Füßen der Manhattan Bridge einen kleinen Park. Es ist nur eine Wiese und ein Kletterbreich mit Gummimatten aber es ist ein Superblick auf beide Brücken. Es geht zurück in Richtung YMCA. Ich komme an ziemlich runtergekommenen Fabrikbauten vorbei aus denen es stinkt. Es sind Berge von Papier und Pappe drinnen aufgehäuft. Dann eine Werkstatt, in der ein Truck auseinandergenommen wird. Weiter in Richtung jüdisches Viertel. Und dann sehe ich sie. Mit schwarzen Mänteln die hohen Hüte auf dem Kopf, Bart und die Schläfenlocken fahren die orthodoxen Juden Auto, telefonieren mit dem Handy, bringen Kinder zum Schulbus oder laufen einfach auf der Straße umher. Ich traue mich das Fotografieren irgendwie nicht.

Hier auch wieder der NY-Effekt, dass kaum ein Haus wie das andere aussieht, was staunen läßt. Bald bin ich völlig fertig, denn diese Laufstrecke ist dann doch ganz schön heftig. Doch ich habe Glück. Mit Hilfe eines Cops finde ich nach ca. dreieinhalb Stunden die Melrose Street. Duschen und dann zum Frühstück. Natürlich amerikanisch Ham & Eggs and pancakes.

Gesättigt suche ich eine Apotheke fuer meine schwerzenden Beine und das angebliche Super-Jetleg-Schlafmittel Melatonin. Dann frage ich einen grossen Schwarzen wie man telefonieren kann und er erklärt es mir. Gegenüber ist ein öffentlicher Fernsprecher und ich rufe das ZDF-Studio an. Susanne wie ich später erfahre ist am Telefon und ich werde herzlich eingeladen zu kommen. Man residiert im 34.Stock in der 3th Ave in der Nummer 747. Susanne freut sich über den Kaffee, den ich mitgebracht habe. Debbie und Susanne lunchen und reden über na was wohl, den Bushwahnsinn. Ich erzähle von meinem Joggingtrip. Korrespondent Kröger kommt. Wir begrüßen uns. Er kann sich an mich nicht mehr erinnern, Bewerbung Studio, kein Problem. Small Talk. Dann entsteht plötzlich dieser Zustand aus zu höflich um "geh bitte" zu sagen aber trotzdem "geh jetzt bitte" klar zu vermitteln. Es ist ok, sie haben zu tun.
Ich mache mich auf den Weg. Samba Juice Zeug sind tolle frische Drings. Ich bestelle eine Citrus- irgendwie, entdecke die Spiegelung eines Hochhauses und lasse mich durch die Straßen treiben.
In diesem Werbetruck räkelten sich tatsächlich Leute und ein TV-Team drehte die Show.

Mit der Metrocard an der Freiheitsstatue vorbeifahren ist der letzte große Spontanprogrammpunkt bei Sonnenuntergang.
Am Abend dann durch die Canal Street.
 
Es ist 21.38. Ein Gitarrist und ein Trompter spielen am Union Square. Beide sind super. Es ist so eine Art Cooljazz auf Latin im genial halligen Klang des Untergeschosses. Langsam findet sich eine Fangemeinde ein. Nachdem ich das Spiel der Beiden genossen habe, fahre ich hundemüde ins YMCA und maile bis Mitternacht.