12.11.
Der G20 Wahnsinn hat mich wieder bis um 3.30 Uhr wachgehalten.
Mittag soll es weitergehen und ich sitze fest in der Entscheidung zwischen länger schlafen und down town.
Also stelle ich den Wecker auf 9.30 Uhr und hoffe dann wach genug zu sein für die Stadt. Nun habe ich aber den Wecker des Hotels vergessen, den ich am Vortag auf 8.45 Uhr stellte. Sein Piepen reißt mich früher als geplant aus meinen Träumen. Egal, so oft bin ich nicht in Seoul.
Der Tag ist leicht bewölkt und angenehm warm. Also fahre ich ins Zentrum. Ich hatte beim ersten Stadtrundgang mit Toby einen Mitbringselladen gesehen und meine mir die U-bahnstation gemerkt zu haben. Irrtum. Ich lande in einer mir völlig unbekannten Gegend. Wie ich mich so umschaue, fragt mich eine Frau, gut um die 60 in erstklassigem Englisch, ob ich denn was suchte. Ich antworte, ich wolle nur ein wenig die Stadt in mich aufnehmen. Sie:"Hier ist ein Tempel in der Nähe. Warten Sie ich rede mit dem Busfahrer und der zeigt ihnen den Weg. Es ist der Bus Nummer 5. Gleich da drüben." Nachdem sie mich nach meiner Heimat gefragt hat erzählt sie mir, sie sei vor 20 Jahren einmal in Europa gewesen. Erst nach Westeuropa wo sie 8 Länder gesehen habe und dann noch einmal nach Nordeuropa. Als Beleg zählt sie mir eine exakte Namensliste unserer skandinavischen Nachbarn auf.
Wir sind am Bus und sie hält ihr Versprechen. Drei Stadionen und fünf Minuten später ist Endhaltestelle. Ich erst leicht irritiert, aber dann winkt mich der Busfahrer zu sich und zeigt in eine Straße: "Straight".
Die Straße führt bergauf und ich laufe durch ein kleines Viertel, einem Mix aus Mehrfamilien- und Einfamilienhäusern.
Als ich aber auf dem Kamm des kleinen Hügels erklommen habe und kein Tempel in Sicht ist, wird mir die Sache fragwürdig. Ein Ehepaar mit Hund läuft vor mir und so frage ich aufs gerade Wohl. Siehe da. Auch diese Beiden sprechen englisch und: "Ja, folgt man dieser Straße kommt man zu einem Tempel." Natürlich fragt man woher ich komme und ob ich busy sei.
150 Meter weiter erreichen wir einen kleinen dörflich wirkenden Vorort. Wir erreichen eine Kurve , von der ein Weg abzweigt. Auf meine Frage hin erklären die beiden nun seien es nur noch 20 Minuten Weg. "Das schaffe ich nie!", denke ich. Doch siehe da, neben uns steigt ein Mann aus einem Taxi, während gleichzeitig eine hinter uns laufende Frau die Abzweigung nimmt. Während das Pärchen nun dem Taxifahrer meinen Zielwunsch erklärt, bleibt die Frau an der Abzweigung stehen und mischt sich ein. "Sie brauchen das Taxi nicht.", erklärt der Mann:"Diese Frau meint dies hier wäre eine Abkürzung." Sogleich habe ich einen Führungswechsel und folge nun der Frau mit dem Shortcut. Sie erklärt in gebrocenem Englisch, sie wolle im Tempel beten.
Etwas ähnliches ist mir weder in Japan noch wesentlich undenklicher Weise in China passiert. In nicht ganz dreißig Minuten half man mir ungefragt und bemühte sich mich zu verstehen.
Doch ich habe nur ein paar Minuten um den schönen Tempelbreich zu genießen.
Immerhin stand der erste Tempel hier schon im Jahr 852. Der Gipfel wartet und die Kollegen auch.
Auch diesmal wird es knapp und spät. Doch alle Stücke laufen und auch wenn es bis zum Aufbruch zum Flughafen nur 3 Stunden Schlaf werden. Dieser Gipfel hat sich gelohnt.