11.11.

Tag 1 des G20 Gipfels. Unser Job beginnt Mittags. Toby und ich wollen wenigstens etwas Seoul erleben und nutzen die geschenkte Subwaycard um in die Innenstadt zu fahren. Ziel: der Königspalast.

Erster Eindruck, kennt man irgendwie, wenn auch die Anzahl der Nieten an der Pforte hier 12 ist, während es in China immer 9 sind. Die Ähnlichkeit ist dennoch unverkennbar. Irgendwie wirkt auch die koreanische höfische Architektur dem Rittersportstil zu folgen: quadratisch, praktisch, gut.

Ein Foto mit dem Shadowman darf nicht fehlen.

Das Wetter ist der Wahnsinn. In Peking derzeit ein seltener Anblick, hier in Seoul wunderschöne Realität.
Neben dem Palast steht dieser Gingkobaum. Sattes Gelb seiner Blätter und das Blau des Himmels, einfach nur schön.

Wir bemerken einen Aufmarsch in traditionellen Gewändern. Leider findet man meine fotografische Neugier aufdringlich und so bleibt es nur ein Foto.

Vor dem Palast ein Denkmal. Es ist König Kim Se Jong (Dshung). Er war ein Reformator, allerdings nicht im religiösen Sinn. Eine von ihm einberufene Expertenkommission, immerhin im ...Jahrhundert, revolutionierte die bis dahin geltenden chinesischen Schriftzeichen.

Nach der Reform funktionierten die Schriftzeichen nicht mehr als Symbolschrift sondern ähnlich wie unser lateinisches Alphabet im zusammenbau von Lauten. Nur werden diese Laute nicht wie bei uns in Reihen geschrieben sondern in diese kleinen Quadrate. Vorteil. Extrem platzsparend. Nicht zu vergessen, dass die Koreaner die Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Lettern erfunden haben und zwar 300 Jahrhunderte vor dem guten alten Gutenberg.
Gleich um die Ecke wird´s stylisch. Seoul nennt sich selbst "City of Design". Das hatten wir gestern beim Dinner mit dem Bürgermeister. Schade nur dass sie als Dinnerunterhaltung eine blöde Girlyband auftreten ließen. Zwar mit traditionellen Instrumenten ausgestattet sahen sie aus als hätte Jemand versucht traditionelle koreanische Gewänder zu Drindeln umzuarbeiten. Gräßlich kitschig also schon die Aufmachung. So richtig übel wurde es dann aber musikalisch. Sie spielten eine fürchterlichen Mix aus Discodudel vom Band und Old Korea life. Insbesondere die Bambusflötistin traf kaum einen der Töne. Musikantenstadl auf koreanisch. Aus Höflichkeit blieben wir.
Doch nun stehen wir wieder vor dem asiatischen Geschmacksdilemma. Leider mutiert auch hier in Korea der Wunsch hip zu sein ins, zumindest für meinen Geschmack, eindeutig kitschige. So wirkt denn die Installation am vis a vis von des Reformkönigs Denkmal auf mich eher deplaziert.

Sonst gibts nicht viel zu erzählen denn der Rest erinnert heftigst an Tokyo. Überall hängen G20 Transparente und natürlich sind auch die üblichen Verdächtigen auf der Straße: einige niemals müde Demonstranten und wenigstens eben soviele Polizisten. Aber beide Seiten genehmen sich ausnehmend friedlich.

Auf der Suche nach einem traditionellen Restaurant werden wir fündig. Ganz toll werden hier die Speisen in einer steinernen Schale serviert. Schon habe ich eine Mitbringselidee. Gott sei Dank hat kontrolliert niemand im Flieger mein Handgepäck auf Gewicht kontrolliert. Die vier Steinschalen bringen es gut und gern auf 15kg.
Der Rest des Tages ist Stress, wenn auch am Ende erfolgreicher.
Es sind gute 20 Minuten Weg zum Hotel. Aber die Luft ist gut und irgendwie muss ich nach dem Adrenalinschock wieder runter, auch wenn es nicht gelingt.
Auf diese Weise finde ich aber die ultimative Begründung warum Seoul die Großstadt meiner Wahl hier in Asien wäre. Öffentlicher Fahrradständer mit Luftpumpe, wenn das nicht sticht.